Straßenbau: Clevere Ideen für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit
Antje Efkes & Team | 27. Januar 2017

Straßenbau: Clevere Ideen für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit

Straßen, die Strom erzeugen oder Stickoxide reduzieren: Was irgendwie nach Science-Fiction klingt, wird gerade Wirklichkeit. In Frankreich baut die Firma Colas seit Oktober die weltweit erste mit Solarzellen gepflasterte Landstraße. Und im hessischen Fulda kommt erstmals beim Bau einer Bundesstraße das stickstoffreduzierende AirClean-Granulat der Firma FCN zum Einsatz und sorgt als Asphaltzusatz für sauberere Luft. Stickstoffoxide sind für viele Ballungsgebiete ein großes Problem. Die Stadt Fulda setzt deshalb bei der Sanierung einer Bundesstraße auf das sogenannte AirClean-Granulat, das mittels Photokatalyse Stickstoffoxide neutralisiert. Diese entstehen durch die Verbrennung fossiler Kraftstoffe in Fahrzeugmotoren oder durch die Beheizung von Häusern. Mit AirClean sollen die schädlichen Gase direkt dort reduziert werden, wo sie entstehen – also auf Straßen, Gehwegen oder Parkplätzen. Dabei handelt es sich um ein künstliches Gestein auf Betonbasis, dem Titandioxid zugesetzt wird. Titandioxid beschleunigt die natürliche Photokatalyse durch das Sonnenlicht und damit den Abbau von Schadstoffen. Der Einsatz von AirClean-Granulat in der vielbefahrenen Fuldaer Bardostraße ist ein Testlauf: Nirgendwo sonst wurde bisher eine so große Fläche mit dem innovativen Baustoff versehen. Welche Stickoxidreduktion zu erwarten ist, kann aufgrund der speziellen Straßengeometrie und Windverhältnisse nicht exakt vorhergesagt werden. Erwartet werden durchschnittlich NO2-Abbauwerte im einstelligen, eventuell bis in den niedrigen zweistelligen Prozentbereich. „Unabhängige Forschungsinstitute wie das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie bestätigen, dass AirClean die Luftqualität signifikant und schnell verbessert und so zum Umweltschutz beiträgt“, berichtet FCN-Geschäftsführer Bernhard Klöppner. Und was hat es mit der Solarstraße in Frankreich auf sich? In den nächsten fünf Jahren sollen dort 1.000 Straßenkilometer mit Photovoltaikpaneelen gepflastert werden. Der erste Kilometer ist schon geschafft: Zwischen der Gemeinde Tourouvre und der Nationalstraße 12 nach Paris wurden die rutschfesten, robusten und nur wenige Millimeter dicken Solarmodule – sogenannte Wattways – bereits auf den bestehenden Straßenbelag aufgebracht. Die Platten sind witterungsbeständig und halten sogar dem Druck über sie hinwegfahrender Lkw stand. Mit dem erzeugten Strom können beispielsweise Straßenlaternen, Ampeln oder vielleicht sogar Elektroautos betrieben werden. 20 Quadratmeter Wattway-Fläche soll laut Colas ausreichen, um einen Haushalt mit Strom zu versorgen. Ein Kilometer Straße soll reichen, um in einer Stadt mit 5.000 Einwohnern die öffentliche Beleuchtung zu elektrifizieren. Quellen: Pressemitteilung „Baustelle Fuldaer Bardostraße: Spezialsplitt von FCN reduziert Stickoxide“ von FCN Franz Carl Nüdling sowie „Die Solarstraße wird Realität - und hält sogar Trucks aus“, ManagerMagazin vom 24.11.2016